Wir trauern um Alfred Kolleritsch
* 16. Februar 1931 † 29. Mai 2020
Lehrer am Akademischen Gymnasium von 1963 bis 1993
Freund unserer Schule
Direktorin Mag. Hildegard Kribitz für die Schulgemeinschaft des Akademischen Gymnasiums
Erinnerung I
„diese gedichte waren vorwegnahmen
von taten“, schrieb ein freund.
sie kehren durch trübes wasser zurück,
behangen mit hindernissen
auf ihren wegen.
jetzt könnte man
über die anlässe schreiben,
über den zorn,
jetzt, wo es zeit ist,
sich zu erinnern,
in klaren sätzen
durch zähere taten.
was bisher war,
zerriss das vertrauen,
sandsäcke wuchsen in den gelenken,
ich hörte hinter mir
die zornige heiterkeit rufen.
die sonne raschelt
und rät, manches wegzutragen.
es heißt maßhalten
mit den aufschwüngen.
eine neue sehnsucht,
die sich breit macht,
verspricht ärgeres.
man wird machtlos,
machtlos gegen die träume.
auf dem wege der besserung
lockt eine krankheit,
es ist der wille der krankheit.
so erhält die ungeduld den
anderen namen.
sie heißt geduld;
es ist die geduld
durch alles hindurch alles beim namen zu nennen.
die gedichte, die locken und röllchen,
die korkzeichen in jedem riss
weichen.
eine lust zu natürlichen zeichen
tritt die metapher ins erdreich,
es ist die hoffnung,
alles
anders zu sehen:
die welt wie eine gemeinsame arbeit,
in der die gefühle verteilt sind,
auch die beobachtung,
dass es weitergeht.
aus: Alfred Kolleritsch: erinnerter zorn. Privatdruck der Werkgruppe Graz, 1972