GRIECHENLAND 2017 – EIN REISEBERICHT
Vollkommen. Das ist das Wort, welches die Reise nach Griechenland am besten beschreibt. Die Vielfalt, die mir diese sieben Tage geboten haben, ist mit nur wenigen meiner Reisen zu vergleichen. Durch den ausgewogenen Mix aus Freizeit und „Sightseeing“ (öfter ist man sich eher vorgekommen, als würde man mit einem Philosophen sprechen, siehe Theo) ist das Gefühl einer Schulreise nicht verflogen, sondern ein komplett neuer Gemütszustand hat sich bei mir gebildet. Dieser wurde beeinflusst durch unter anderem die fast täglich wechselnde Land- beziehungsweise Ortschaft und das familiäre Gefühl, das man im Laufe der Reise entwickelt hat, obwohl es auf eine unterbewusste Weise schon bei der Abfahrt in Graz präsent war. Bei den Lehrerinnen hat man nicht das Gefühl gehabt, man säße in der Schule. Sie haben mehr wie ältere Mitreisende gewirkt, mit denen man ohne Angst vor einer Klassenbucheintragung reden kann. Eine ähnliche Entwicklung habe ich im Umgang mit den mir noch unbekannten Mitschülern durchlaufen. Während man sich in der Schule lediglich vom Sehen her und auf einer eher „beruflichen“ Basis kennt, so habe ich auf der Reise doch einen starken Zusammenhalt gemerkt.
Für mich persönlich ist Reisen die beste Art, um glücklich zu werden. Während einer längeren Phase in der Schulzeit, in der ich nicht verreist bin, habe ich genau gemerkt, wie meine Kreativität und mein Motivationslevel gesunken sind. Kaum bin ich zwei Tage verreist, waren diese negativen Faktoren aus meinem Leben verschwunden. Eine verstärkte, wenn nicht sogar fast ausgeartete Version dieses Effekts habe ich während der Griechenland-Reise bemerkt. Mein Glückslevel war in diesen sieben Tagen auf einem Höchstpunkt, besonders dadurch, dass wir an besonders vielen und auch unterschiedlichen Orten waren. Diese Erinnerungen werden mir sicherlich noch lange erhalten bleiben. Seien es die Nächte am Dach des Hotels in Athen mit Blick auf die Akropolis und der stets unruhigen Stadt ringsum, das gemütlich anmutende Dorf Delphi, in dem man sich ab der ersten Minute zu Hause gefühlt hat, der Schock bei der Ankunft in Olympia, bei dem man realisiert hat, dass die riesig und prächtig geglaubte Stadt lediglich aus einer Straße mit Souvenirläden auf beiden Seiten besteht, oder die Entspannung in Korinth bei einem reichhaltigen (bei manchen Leuten zu reichhaltigen) Abendessen und dem Rauschen des Meeres, bei dem man mehr das Gefühl des Urlaubs als das einer Studienreise hatte (der Pool hat einen nicht insignifikanten Beitrag dazu geleistet).
Die Fahrten mit dem beliebtesten Busfahrer des Landes sind auch eine Erfahrung, die ich gerne gemacht habe. Immer wenn ich griechische Musik höre, was ich ausschließlich auf der Reise getan habe, erinnere ich mich an die steilen Passstraßen, in beide Richtungen kilometerweit nichts als Olivenwälder, die teilweise bis auf die Berghänge wachsen, und sanfte Hügel, welche den Horizont bilden. Kein Wunder, dass diesem Land so viele Denker entsprungen sind, denn ich habe mich selbst die ganze Zeit über mein Leben philosophierend „ertappt“, wenn ich den Blick einfach habe schweifen lassen.
Lernen ist das Wort, an das man bei einer Studienreise am ehesten denken würde. Das ist auch richtig, denn auf dieser Reise habe ich eine Menge gelernt. Einen Teil „für die Schule“, den anderen fürs Leben. Ich war noch nie ein Museumsmensch – der Sinn davon, stundenlang in einem Raum zu stehen und sich Dinge anzusehen, hat sich mir vor allem früher nie richtig erschlossen. Auf dieser Reise war es meist anders. Durch die Führer-/innen, vor allem durch die einheimischen, habe ich einen etwas anderen Blickwinkel bekommen. Relikte aus anderen Zeiten bestehen nicht nur aus Fakten, wie man bei einer Führerin das Gefühl vermittelt bekommen hat. Die Geschichte, die sich hinter den Gegenständen und der Zeit, aus der sie stammen, verbirgt, die ist es, die wirklich zählt. Die trockenen Daten wie Länge und Alter eines Stadions in einer antiken Heilstätte sind schön und gut, was allerdings um Längen interessanter ist, ist zu erfahren, auf welche Weise und durch welche Motivation die alten Griechen dieses Stadion überhaupt genutzt haben, und, darüber hinaus, welche Philosophie überhaupt in der antiken Heilkunst steckt.
Ich für meinen Teil werde diese Reise für eine sehr lange Zeit in Erinnerung behalten und hoffentlich später einmal wieder eine vergleichbare Reise nach Griechenland starten.
Paul Kovacevic